Projekt „Naturerleben für alle“
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Projekt „Naturerleben für alle“
Im Jahr 2017 startete die Biologische Station das Projekt „Naturerleben für alle“. Dank der großzügigen finanziellen Unterstützung der NRW-Stiftung sowie des Kreises Minden-Lübbecke war es möglich, einen barrierefreien Lehrpfad einzurichten und Umweltbildungsangebote für Menschen mit Handicap zu entwickeln und umzusetzen.
Neben den zwingend notwendigen baulichen Maßnahmen, etwa dem Neubau einer Behindertentoilette innerhalb des Stationsgebäudes, wurde die Begehbarkeit des Geländes optimiert. Zwar ist eine Feldsteinpflasterung, wie sie auf dem Hof des Gutes Nordholz vorhanden ist, ein optisches Highlight. Für Rollstuhlfahrer, Personen, die auf einen Rollator angewiesen sind und auch Kinderwagen stellt sie aber ein Hindernis dar. Aus diesem Grund wurden entlang der Feldsteinpflasterung breite glatte Klinkerstreifen verlegt. Zusätzlich wurden an wichtigen Stellen Klinkerquerungen in das Feldsteinpflaster eingebracht, wodurch gehbehinderte Menschen problemlos die unterschiedlichen Bereiche ansteuern können (Behindertenparkplatz, Stationsgebäude, Umweltzentrum).
Im Rahmen des Projektes wurden bauliche Maßnahmen durchgeführt, um den vorhandenen Naturerlebnispfad barrierefrei zu gestalten. In der Evaluationsphase zeigte sich, dass außerdem Mittelanschaffungen nötig waren, um vor allem mobilitätsbehinderten Menschen eine Beteiligung an erlebnisorientierter Umweltbildung zu ermöglichen.
Zu diesen Anschaffungen gehörten geländegängige Rollstühle, die es auch Menschen mit Gehbehinderung ermöglichen, im Gelände und – durch die mitgelieferte Wasserbereifung der Stühle – bis in den Teich hinein an der Umweltbildung teilzunehmen. Des Weiteren war es notwendig höhenverstellbare Tische anzuschaffen, damit im Rollstuhl sitzende Kinder und Jugendliche auch mikroskopieren können.
Die Wege des Naturerlebnispfades waren bereits zu Beginn des Projektes ebenerdig, jedoch war es notwendig einige Abschnitte stärker zu befestigen bzw. durch entsprechende Maßnahmen einer Vernässung der Wege entgegenzuwirken. Die Zuwegung zum Bienenhaus wurde völlig neu gebaut. Um auch diese Besonderheit auf dem Gut Nordholz für Mobilitätsbehinderte begehbar zu machen, wurde eine Anschüttung des Weges als Rampe sowie eine Plattform zur Beobachtung des Bienenfluges erstellt. Zusätzlich wurden neben den Ruhebänken noch Stellplätze für Rollstühle errichtet. Dadurch kann ein Rollstuhlfahrer den Rastbereich gemeinsam mit nicht körperbehinderten Menschen nutzen.
Die Test- und Evaluationsphasen ergaben darüber hinaus, dass die Uferbereiche am Schulteich für die Nutzung von Rollstuhlfahrern etwas optimiert werden mussten (Uferabflachung). Damit gewährleistet ist, dass die Geländerollstühle nicht zu weit in den Teich fahren können, wurden zusätzlich große Steine als Begrenzungen gesetzt. Die Steine waren eine freundliche Spende der Firma Edler Sand- und Kiesgruben GmbH aus Porta Westfalica, für die wir uns hier nochmals bedanken möchten. Somit ist es nun für Rollstuhlfahrer problemlos möglich, mit den stationseigenen Geländerollstühlen die Teichufer gemeinsam mit nichtbehinderten Kindern und Jugendlichen für erlebnisorientierte Umweltbildung zu nutzen.
Innerhalb der von Bäumen umstandenen, halbrunden Rollstuhlrampe des Umweltzentrums wurde ein Forschungs- und Versammlungsplatz für Schulklassen und Gruppen geschaffen. Dieses mit Sitzmöglichkeiten ausgestattete “Grüne Klassenzimmer” wurde mit einer wassergebundenen Wegedecke versehen. Die angrenzenden Böschungen und Randflächen erhielten eine artenreiche Wildblumeneinsaat.
In diesem Zusammenhang ist zu erwähnen, dass im Rahmen dieses Projektes ein Netzwerk aller Betroffenen aufgebaut wurde. Das Projekt wurde u.a. den Behindertenbeauftragten der Stadt Minden und des Kreises Minden-Lübbecke vorgestellt. Der Beirat für Menschen mit Behinderung unterstützte die Planung des Außengeländes und half bei der Umsetzung durch seine Kontakte zu Betroffenen und notwendigen Akteuren. Rollstuhlfahrer sowie Aktivisten der Lebenshilfe prüften das Außengelände und das Gebäude und gaben wertvolle Tipps zur Optimierung. Vertreter des Blinden- und Sehbehindertenverbandes begingen das Gelände und sensibilisierten uns für die Bedürfnisse von Blinden und Sehbehinderten. Sie verdeutlichten uns aber auch die Grenzen des Machbaren. Bei der Erkundung der Natur durch den Integrationskurs für Taube und Hörgeschädigte (mit Gebärdendolmetscher) lag der Fokus auf dem Sehsinn. Zusätzlich stand uns ein Berater für Barrierefreiheit während der gesamten Projektlaufzeit als Ansprechpartner zur Verfügung.
Wir möchten uns an dieser Stelle noch einmal bei allen an der Planung, Ausführung, Testung und Optimierung beteiligten Menschen herzlich bedanken.
Über das Projekt gibt es eine Praxismappe, die sämtliche Phasen von der Planung über die ständige Evaluation bis zur Umsetzung ausführlich darstellt. Der folgende Link führt zum Download der Mappe als PDF-Datei.